Tresor: Sicherheitsstufen, Brandschutzklassen, Sicherheitsnormen

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Nach wie vor werden wichtige Unterlagen und Wertpapiere nicht nur im Depot bei der Bank gelagert, sondern mehr oder weniger gut versteckt zu Hause. Der Tresor mit der passenden Sicherheitsstufe wird damit unverzichtbar.

Sicherheitsstufe für den Tresor: Teuer schlägt günstig

Die meisten Menschen lagern wichtige Unterlagen und Dokumente, persönliche Wertgegenstände, Familienerbstücke und Bargeld auch zu Hause. Es gibt ein bestimmtes Schubfach, indem alles liegt und das auch jedem in der Familie bekannt und zugänglich ist. Leider gilt das auch für Einbrecher, die derartige Verstecke meist binnen kürzester Zeit finden. Dabei handelt es sich bei einem Verlust durch Brand oder Diebstahl nicht nur um einen finanziellen Schaden, sondern vor allem um einen persönlichen.

Die Lösung für das Sicherheitsproblem: Tresore mit der passenden Sicherheitsstufe müssen her! Sicherheit bedeutet in dem Zusammenhang nicht nur, die betreffenden Gegenstände vor Einbrechern zu schützen, sondern sie sollen auch vor Naturgewalten und der mit einem Feuer oder einem Wasserschaden einhergehenden Zerstörung gesichert werden. Die Angebote sind vielfältig und kaum überschaubar. Teuer sind Tresore für die private Nutzung auch nicht mehr, schon ab 149 Euro kann man mittlerweile seine Tresore online kaufen.

Die Angebote für eine gewerbliche Nutzung sind deutlich höherpreisiger, allerdings bieten sie auch einen besseren Schutz. Die Leistungsmerkmale der Tresore werden durch die Angaben zu Sicherheitsstufen, Brandschutzklasse (bzw. Feuerschutzklasse) und durch die Sicherheitsnorm EN 1047-1 sowie EN 1143-1 dargestellt.

Tresor Sicherheitsstufen fuer unterschiedlichste Beduerfnisse (Foto: Shutterstock - Ratchat_)

Tresor Sicherheitsstufen fuer unterschiedlichste Beduerfnisse (Foto: Shutterstock – Ratchat_)

Was sind Tresor Sicherheitsstufen?

Tresore werden mit einer Sicherheitsstufe sowie einer Brandschutzklasse gekennzeichnet. Anhand dieser Stufen lässt sich erkennen, wie lange es dauert, um Tresore gewaltsam öffnen zu können. Außerdem wird deutlich, wie lange er dem Feuer ausgesetzt sein darf, bis er Schaden nimmt. Als Faustregel gilt hier, dass der Einbruchschutz umso besser ist, je höher die Sicherheitsstufe ist.

Auch die Feuerschutzklasse soll so hoch wie möglich sein, wobei diese in RU codiert wird und damit die Anzahl der Minuten angibt, die für ein thermisches Öffnen des Tresors benötigt werden. Merke: Je größer der zu sichernde Wert ist, desto höher muss auch die Sicherheitsstufe sein.

Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die geltenden Sicherheitsstufen:

 

Sicherheitsstufe
Beschreibung
Feuerschutz LFS 30 P nach EN 15659 Leichter Feuerschutz für 30 Minuten, für die Lagerung von Papier geeignet
Feuerschutz UL 72 (USA) Feuerschutznorm aus den USA, häufigste Klassen: 60 Minuten, 90 Minuten und 120 Minuten, jeweils für Papier und Daten
Feuerschutz NT Fire 017 (Schweden) Feuerschutznorm aus Schweden, häufigste Klassen 60 Minuten, 90 Minuten und 120 Minuten, jeweils für Papier und Daten
Feuerschutz S 60 P nach EN 1047-1 Geprüfter Feuerschutz „Papier“ für 60 Min. Beflammungszeit; max. Temperaturerhöhung im Innenraum um 170°C.
Feuerschutz S 60 DIS nach EN 1047-1 Geprüfter Feuerschutz „Disketten“ für 60 Min. Beflammungszeit; max. Temperaturerhöhung im Innenraum um 50°C, rel. Luftfeuchte max 85%.
Feuerschutz S 120 DIS nach EN 1047-1 Geprüfter Feuerschutz „Disketten“ für 120 Min. Beflammungszeit; max. Temperaturerhöhung im Innenraum um 50°C, rel. Luftfeuchte max 85%.
DIN 4102 Feuerhemmend durch die Verwendung nicht-entflammbarer Füllstoffe, kein Hitzeschutz.
EN 14470-1 – 90 Geprüfter Feuerschutz „Gefahrstoffe“ für 90 Minuten, inklusive selbstschließender Schranktüren und Luftöffnungen für technischen Entlüftungen.
LFS 60 P nach EN 15659 Leichter Schutz vor Feuer, Brandrauch und Löschwasser durch spezielle Füllungen und Dichtungen. 60 Minuten leichter Feuerschutz für Papier

Diese Informationen wurden auf Grundlage von VdS und ECB·S- Informationen erstellt. Verbindlich sind die VdS-Richtlinien 0691, 3134-1 und 2333 sowie die ECB·S Empfehlungen Beim Einbau einer Einbruchmeldeanlage (EMA) erhöhen sich die Versicherungswerte. Dies ist im Einzelfall mit der Versicherungsgesellschaft abzusprechen.

Tresore sind aus unterschiedlichen Materialkonstruktionen gefertigt, die nicht alle gleich widerstandsfähig sind. Die beste Kombination wird durch Stahl und Beton dargestellt. Hierbei sind Karborund-Partikel in einer Füllung aus Beton vorhanden oder es werden gehärtete Stahlrohre mit einer Füllung aus Stahlkugeln verwendet. Setzt ein Dieb nun sein Werkzeug ein, wird dieses durch die genannten Materialien schneller stumpf.

Für den Einbruchschutz ist neben den Sicherheitsstufen des Weiteren das Schließsystem relevant, auch dieses wird durch die Fachleute eines Prüfinstituts getestet. Sie prüfen, wie lange sie benötigen, um einen Teil- oder einen Volldurchbruch zu erreichen.

Die Widerstandsgrade werden laut EN 1143-1 wie folgt angegeben:

S0

  • leichtester Schutz
  • – RU von 30/30 (30 Einheiten, bis ein Vollzugriff erfolgen kann)

Sicherheitsstufe 1

  • Teilzugriff ähnlich wie bei S0
  • Vollzugriff länger als bei S0

Sicherheitsstufe 2 bis 6

  • 80 Einheiten bis zum möglichen Vollzugriff bei Sicherheitsstufe 2
  • RU 400 bei Sicherheitsstufe 6
  • Möglichkeit des Einbaus eines Schutzes gegen Plastiksprengstoff

Tresore werden hergestellt, wobei die Produktion bereits überprüft wird, danach werden sie selbst auf Herz und Nieren geprüft. Dabei stehen das Verschlusssystem, die Verankerungseinrichtung sowie optionale Sicherheitsvorkehrungen im Fokus der Prüfer.

Relevant sind des Weiteren die Widerstandsklassen nach VDMA 24992. Diese Richtlinien gelten mittlerweile als veraltet und wurden durch die europäische Sicherheitsnorm ersetzt. Die VDMA 24992 unterschied einst in zwei Sicherheitsstufen, was heute nicht mehr zulässig ist. Heute wird in sechs Stufen unterschieden, was detaillierter und für Käufer besser einzuschätzen ist. Alte Tresore, die noch in Verwendung sind, müssen eventuell anders versichert werden, da der Versicherungsschutz oftmals nicht ausreichend gegeben ist.

Tresore haben unterschiedliche Verschlusssysteme, wobei die Beantwortung der Frage, welches Schloss das beste ist, nur individuell erfolgen kann. ( Foto: Shutterstock- adriaticfoto)

Tresore haben unterschiedliche Verschlusssysteme, wobei die Beantwortung der Frage, welches Schloss das beste ist, nur individuell erfolgen kann. ( Foto: Shutterstock- adriaticfoto)

Verschiedene Verschlusssysteme für Tresore

Tresore haben unterschiedliche Verschlusssysteme, wobei die Beantwortung der Frage, welches Schloss das beste ist, nur individuell erfolgen kann. Es gibt vier Varianten:

Doppelbartschloss

Die einfachste Variante, um einen feuerfesten Tresor abzuschließen. Ein Code wird nicht gebraucht. Die Gefahr des Schlüsseldiebstahls ist allerdings sehr hoch, daher empfehlen Versicherer ein zusätzliches Zahlen- oder Elektronikschloss.

Mechanisches Zahlenschloss

Mechanische Zahlenschlösser brauchen keinen Stromanschluss oder eine Batterie, hier werden einfach nur die Geheimzahlen eingestellt. Vorteil: Es kann kein Schlüssel verloren gehen.

Elektronikschloss

Dieses beliebteste Schloss wird gern für Waffentresore verwendet. Es wird mit Batterien betrieben, ein Notstrombetrieb von außen ist möglich.

Fingerabdruck

Das Öffnen des Tresors ist mit dem Fingerabdruck möglich, Zahlen oder Codes können nicht vergessen werden. Verschiedene Fingerabdrücke sind speicherbar.

Tresore für die private und die gewerbliche Nutzung

Nicht nur das Wissen um die Tresor Sicherheitsstufen ist wichtig, es gilt auch, die einzelnen Modelle für die gewerbliche oder private Nutzung zu definieren. Sie zeichnen sich durch eine andere Sicherheitsnorm aus bzw. sind vor allem für die private Nutzung vorgesehene Tresore nicht immer mit der EN 1047-1 oder der EN 1143-1 gekennzeichnet. Folgende Tresore sind sowohl privat als auch gewerblich zu nutzen:

Feuerfeste Tresore

Der Feuerschutz steht bei feuerfesten Tresoren im Mittelpunkt. Sie sind für die feuersichere Aufbewahrung von Wertpapieren und Wertgegenständen ebenso gedacht wie für Ordner oder Datenträger und deren Sicherung. Für die Einhaltung der Datenschutzverordnung und die Aufbewahrung entsprechender Dokumente gilt, dass die geforderte Feuerschutzklasse eingehalten werden muss.

In dem Zusammenhang sei auf die Brandschutzklassen hingewiesen. Eine Feuerschutzklasse zeigt an, wie lange die Dokumente oder Datenträger im Inneren des Tresors geschützt sind, bis sie durch Hitze bei einem Brand Schaden nehmen können.

Der Brandschutz erstreckt sich auf minimal 30 Minuten, Dokumentenschränke können auch bis zu 120 Minuten geschützt sein. Erkennbar wird der Brandschutz für Dokumentenschränke am „P“ hinter der Zertifizierung, Feuerschutz für Daten ist am „DIS) nach der Zertifizierungsnummer erkennbar.

Der Feuerschutz steht bei feuerfesten Tresoren im Mittelpunkt. (Foto: Shutterstock-  Sergey Nivens)

Der Feuerschutz steht bei feuerfesten Tresoren im Mittelpunkt. (Foto: Shutterstock- Sergey Nivens)

Folgende Arten von Tressoren gibt es:

Möbeltresore

Dieser Tresor ist wie ein Möbelstück gebaut bzw. wird er in ein solches integriert. Kästen oder Truhen beherbergen oft Tresore. Sie sind damit nicht direkt zu erkennen und tragen zum Einbruchschutz bei. Der Feuerschutz ist dann gegeben, wenn der Tresor selbst aus einem entsprechenden feuerfesten Material besteht. Die äußere Möbelhülle aus Holz brennt aber in der Regel.

Wandtresor

Wie der Name schon sagt, wird dieser Tresor in die Wand integriert, was bereits beim Hausbau passieren muss. Hierbei müssen aber die geltenden Einmauervorschriften berücksichtigt werden. Möglich ist es damit, den Tresor hinter einem Bild oder Möbelstück zu verstecken, was für den Einbruchschutz wichtig ist. Vor allem Wertgegenstände werden darin gelagert.

Bodentresor

Dieser wird in den Boden integriert und ist somit eben verbaut. Es handelt sich um eine sehr platzsparende Variante, in der vorrangig kleine Wertgegenstände verwahrt werden. Bodentresore erweisen sich im Hinblick auf den Einbruchschutz als besonders hilfreich, denn sie sind dank der Tarnung durch den Teppich oder Fußbodenbelag so gut wie unsichtbar. Sogar Möbel können auf den Tresor gestellt werden. Selbst wenn die gängigen Tresor Sicherheitsstufen hier eher im unteren Bereich angesiedelt sind, ist ein Bodentresor sehr sicher.

Datensicherungsschrank

Dieser Tresor kommt häufig für die gewerbliche Nutzung in Betracht und schützt Datenträger vor Feuer und Diebstahl. Die Empfehlungen der Datenschutzverordnung sehen einen solchen Tresor für die Nutzung in Büros und Archiven vor.

Das sagt die Versicherung: Beim Kauf eines Tresors bitte beachten

Versicherungen geben Hinweise darauf, welche Merkmale ein Tresor haben muss. Als Orientierung gilt dabei sowohl für die gewerbliche als auch für die private Nutzung die angegebene Sicherheitsstufe. Wichtig: Der Versicherungsschutz ist vom Zertifikat und von der Sicherheitsstufe abhängig, denn ohne diese kann sich die Versicherung weigern, einen Schaden zu bezahlen.

Günstig ist daher in den meisten Fällen nicht gut! Die folgenden Punkte sind demnach relevant:

Widerstandsgrad

Um eine Zertifizierung zu erhalten, muss der Tresor beweisen, dass er Einbrechern stand- und Brände aushalten kann. Wird dies bei der Prüfung festgestellt, kann die entsprechende Plakette vergeben werden. Diese findet sich auf der Innenseite der Tür des Tresors und sollte von der European Security Systems Assocciation stammen oder durch die VdS-Schadenverhütung vergeben worden sein. Relevant ist dabei die Norm EN 45011.

Sicherheitsstufe

Die nötige Sicherheitsstufe hängt davon ab, welcher Wert aufbewahrt und versichert werden soll. Gegenstände bis zu einem Wert von 40.000 Euro können in einem Tresor mit der Sicherheitsstufe 0 aufbewahrt werden. Sicherheitsstufe 2 umfasst auch Gegenstände bis zu einem Wert von 100.000 Euro.

Wichtig ist dennoch die Angabe der eigenen Versicherung, denn die genannten Werte sind nur Richtwerte ohne bindenden Charakter. Außerdem sagt die Sicherheitsstufe nichts darüber aus, ob der Tresor Brände aushalten kann: Hierfür ist die Feuerschutzklasse relevant. Wie lange ein Tresor standhält, ist auf dem Zertifikat zu sehen.

Ebenfalls wichtig: Die Verankerung

Auch die beste Sicherheitsstufe hilft nicht weiter, wenn der Tresor nicht fachgerecht verankert worden ist. Die Wichtigkeit der Installation wird oftmals falsch eingeschätzt, was vor allem vor dem Hintergrund fatal ist, dass private Tresore oft nicht vor Ort aufgebrochen und beräumt, sondern komplett abtransportiert werden.

Es gilt daher, Tresore fachgerecht verankern zu lassen. Das Gewicht des Tresors spielt übrigens nur eine untergeordnete Rolle, denn es wurden in der Vergangenheit schon Modelle abtransportiert, die über 500 kg wogen! Sie müssen daher bis zu einem Gewicht von 1000 kg sicher in einem geeigneten Untergrund verankert sein. Dafür werden Schwerlastdübel mitgeliefert. Die Installation kann durch den Nutzer selbst erfolgen oder durch ein Fachunternehmen, wobei Letzteres am ehesten die Gewähr bietet, dass die geforderten Ausreißwerte erreicht werden.

Die folgende Tabelle zeigt die nötigen Ausreißwerte:

 

Norm Stufe Ausreißwiderstand
EN 14450 S1 20 kN
S2 30 kN
EN 1143-1 0, I, II, III 50 kN
IV und höher 100 kN

 

 

Nicht vergessen werden darf dabei, dass auch der beste Schutz nichts bringt, wenn die nötige Bodenbeschaffenheit nicht gegeben ist. Wenn das Mauerwerk sehr lose ist, kann ein Dübel den Tresor nicht halten, es bringt daher nichts, ihn mit Schwerlastdübel zu befestigen. Hier muss für eine optimale Sicherheit nach anderen Lösungen gesucht werden. Beispiele dafür sind Boden- oder Wandtresore, die hinter Wand- und Fußbodenverkleidungen verschwinden können.

Finger weg von Discount-Symptomen

Immer mehr Privatpersonen entscheiden sich für einen Schutz ihrer Wertgegenstände oder Dokumente in den eigenen vier Wänden und investieren in einen Tresor. Hierbei gibt es viele besonders günstige Angebote, die sehr verlockend scheinen. Discounter und Baumärkte wetteifern mit tollen Offerten. Doch Tests haben ergeben, dass es sich in den meisten Fällen um leicht zu öffnende Tresore ohne Schutzfunktion handelt.

Sie scheinen nur auf den ersten Blick gut zu sein, aber wenn ein Kaffeelöffel aus Plastik ausreichend ist, um den Tresor zu öffnen, wurde wohl auf eine falsche Sicherheitsstufe gesetzt.

Die European Certification Body GmbH hat entsprechende Tests durchgeführt und brauchte für Billigtresore gerade einmal zwei Sekunden, um an den Inhalt zu gelangen. Bei diesen Modellen hilft wohl nur ein gutes Versteck, um den Inhalt zu schützen! Es ist sogar möglich, einige Modelle nur mit purer Muskelkraft zu öffnen. Nicht einmal Werkzeug wird dazu gebraucht.

Daher gilt auch hier: Beim Kauf eines Tresors aus dem Baumarkt oder Discounter bitte unbedingt auf die Zertifizierung achten! Die entsprechende Marke muss an der Innenseite der Tür angebracht sein. Nur dann besteht die Gewähr, dass auch europäische Sicherheitsnormen wie die EN 1143-1 und die EN 14450 eingehalten worden sind.

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